Montag, 25. April 2011
Jürgen Kramer: "Kreuz", 1986
100 x 100cm, Öl usw.
Kreuz 1986
Jürgen Kramer: "Kreuz", 1986

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Konzentration und Zerstreung
Sich 24 Stunden auf Wesentliches konzentrieren wollen, ist ein unmenschlicher Wunsch. Sich zu zerstreuen, und das Tag und Nacht, ist Selbstaufgabe. Wie in der Kunst gilt es, das rechte Maß zu finden. Diesen Abend behalte ich mir die Zerstreung vor. Erst dann kann ich sicher sein, mich auf die morgige Arbeit konzentrieren zu können. Doch die Nacht ist unberechenbar und wie der Morgen sich anfühlt, kann man nicht voraussehen. So ist das Leben: man kann es nicht ausrechnen, es paßt in keine Formel, kurz, das Leben ist immer Wagnis.
Konzentration und Zerstreung

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Joseph Beuys und die Postmoderne
Der Begriff der "Postmoderne" ist - seit dem Beginn der 80er Jahre des 20. Jhs. - von den Vertretern der Moderne als Epochenbegriff in unglaublicher Versimpelung diffamiert worden. Vielleicht aber ist es auch ein unglückliches Wortspiel, daß sich in solchen Auseinandersetzungen abzeichnete. Ich mag besser von Transmoderne sprechen. Ein Paradigmenwechsel, der im Hintergrund dieser Diskussionen aufleuchtet, ist nicht frei von Bezügen zu dem, was er meint überwunden zu haben.

Es gibt eine interessante Äußerung von Joseph Beuys aus dem Jahre 1985 zur Problematik der Postmoderne.

"Insofern der gewandelte Kunstbegriff nicht auftritt, gibt es eben etwas wie Postmoderne, und das ist, von der Sache her, ein Krebsgeschwulst, also eine Krankheit. Da will man etwas verlängern, was nicht zu verlängern ist, sondern nur wuchern kann. In dem Zustand, in dem es bereits formuliert war - beispielsweise von Munch in seinem Frühwerk - weist es darauf hin, dass etwas radikal Neues hervortreten müsste. Der Begriff Postmoderne ist schon richtig, weil er besagt, dass eine seit langem erledigte Sache nochmal in die Länge gezogen wird. Man versucht, nach rückwärts einzusteigen. Aber was die Moderne im Grunde gefordert hat, was Munch bereits gefordert, muss endlich hergestellt werden."
(Q.: Katalog "Edvard Munch. Sein Werk in Schweizer Sammlungen." Basel 1985, 143/144)

Joseph Beuys stellt mit seinem Werk einen Höhepunkt und den Endpunkt der Moderne da. Die, die ihm folgen, sehen in seiner Plastischen Theorie und Sozialen Plastik einen Keim zur Überwindung der Modernen Kunst. Daher spricht er im obigen Zitat auch vom "gewandelten Kunstbegriff" und wenn er davon spricht "dass etwas radikal Neues hervortreten müsste", bin ich sicher, er denkt an seine Formulierung des "Erweiterten Kunstbegriffs". Hier aber stellt sich die Kunst der Postmoderne quer, die den "Erweiterten Kunstbegriff" als Genese aus den politisch-sozialen Bewegungen der 70er Jahre infrage stellt. "...was die Moderne im Grunde gefordert hat ...muss endlich hergestellt werden" (Beuys s. o.). Mit dieser Forderung jongliert man allerdings mit einem unkritischen Idealbegriff der Moderne, der die doch auch vorhandenen disaströsen Phänomene des 20. Jahrhunderts als Jahrhundert der Moderne unterschlägt und nicht fragt, woher diese Fehlentwicklungen und Sackgassen in der modernen Gegenwartskultur sich herleiten. Kann es vielleicht daran liegen, dass die Kunst in ihrem Wesen noch garnicht erkannt ist? Oder mindestens daran liegen, dass die Frage nach dem Wesen der Kunst garnicht mehr gestellt wird?
Joseph Beuys und die Postmoderne

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Verklärung (Transfiguration)
Die Verklärung (Transfiguration) Christi ist im letzten großen Altarbild von Raffael (1483 - 1520) dargestellt. Dieses komplexe Gemälde (405 x 278cm) gilt als Raffaels Testament (K. Oberhuber, s. u.) und wurde nach dem Tode Raffaels in seinem Atelier vorgefunden.



Drei ganz unterschiedliche Teile hat Raffael in einem einzigen Bild vereint.

Da sind zunächst in der linken oberen Ecke zwei Heilige aus der Frühzeit des Christentums, die die Transfiguration als Vision in ihrem ekstatischen Gebet erleben. Sie stellen aber nur eine Randerscheinung des Geschehens dar.

Das zweite Ereignis ist die Transfiguration selbst, die
bei Matthäus (17, 1-9) so beschrieben wird: »Und nach
sechs Tagen nimmt Jesus den Petrus und den Jakobus
und dessen Bruder Johannes mit sich und führt sie ab-
seits auf einen Hohen Berg. Und er wurde vor ihnen ver-
wandelt, und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, sei-
ne Kleider aber wurden weiß wie das Licht. Und siehe, es
erschienen ihnen Mose und Elia, die mit ihm redeten.
Petrus aber begann und sagte zu Jesus: Herr, es ist gut,
daß wir hier sind. Wenn du willst, werde ich hier drei
Hütten machen, dir eine und Mose eine und Elia eine.
Als er noch redete, siehe, da überschattete sie eine lichte
Wolke und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach:
>Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen
gefunden habe; höret auf ihn!< Als das die Jünger hörten,
warfen sie sich auf ihr Angesicht nieder und fürchteten
sich sehr. Und Jesus trat hinzu, rührte sie an und sprach:
Stehet auf und fürchtet euch nicht! Als sie aber ihre Augen
erhoben, sahen sie niemand als Jesus allein. Und als sie
vom Berg hinabstiegen, gebot ihnen Jesus: Saget
niemandem von der Erscheinung, bis der Sohn des
Menschen von den Toten auferweckt worden ist!«


Der dramatische dritte Bereich des Gemäldes findet in der unteren Hälfte statt.


(Ausschnitt aus der unteren Hälfte des Altarbildes)

Es ist das Ereignis, das nie zuvor zusam-
men mit der Transfiguration dargestellt worden war,
die Szene der Heilung des besessenen Knaben, die in der
Bibel unmittelbar auf die Transfiguration folgt und bei
Matthäus (17, 14-2.1) beschrieben wird: »Und als sie
zum Volk gekommen waren, trat ein Mensch zu ihm,
warf sich vor ihm auf die Knie und sagte: Herr, erbarme
dich meines Sohnes, denn er ist mondsüchtig und hat
schwer zu leiden; er fällt nämlich oft ins Feuer und oft
ins Wasser. Und ich brachte ihn zu deinen Jüngern, und
sie konnten ihn nicht heilen. Da antwortete Jesus und
sprach: 0 du ungläubiges und verkehrtes Geschlecht,
wie lange soll ich bei euch sein? Wie lange soll ich euch
ertragen? Bringet mir ihn hierher! Und Jesus bedrohte
ihn, und der Dämon fuhr aus von ihm, und der Knabe
war von jener Stunde an geheilt. Da traten die Jünger für
sich allein zu Jesus und sagten: Warum konnten wir ihn
nicht austreiben? Er aber sagte zu ihnen: Um eures Klein-
glaubens willen. Denn wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr
Glauben habt (auch nur so groß) wie ein Senfkorn, wer-
det ihr zu diesem Berge sprechen: Hebe dich weg von
hier, dorthin! und er wird sich hinwegheben, und nichts
wird euch unmöglich sein.«


Konrad Oberhuber schreibt in seinem Raffael Buch von 1999 abschließend in seiner Bildanalyse:

"Wir können heute sehen, daß trotz der Einbeziehung der Schutzheiligen oben links, die Botschaft des Gemäldes über die Grenzen christlicher Konfessionen hinausreicht und nach wie vor eine elementare Wahrheit birgt. Es inspirierte nicht nur Goethe, sondern auch den Philosophen Friedrich Nietzsche zu tiefgründigen Aussagen über die Conditio humana, über Schmerz und Ekstase, Leiden und himmlische Glückseligkeit, über die Gegenüberstellung von dionysischem Zerissensein, wie es dem tobenden Kind widerfährt, und dem Emporgehobenwerden in apollinische Höhen, wie es Christus verkörpert..."
Verklärung (Transfiguration)

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