Freitag, 29. April 2011
Zur Kritik des Fortschrittsdenkens und der Moderne
rabe500, 20:45h
Zu den frühen und radikalen Kritikern eines gewissen Fortschrittsdenkens gepaart mit einem abweichenden Verständnis was die Moderne betrifft, gehört Charles Baudelaire. Ich fand folgende Textstelle (aus: "Der Maler des modernen Lebens"):
»Dieser Mann (...), dieser mit einer tätigen
Einbildungskraft begabte Einsame, der die große Wüste der Menschen
unablässig durchwandert, hat ganz gewiß ein höheres Ziel als das
eines bloßen Flaneurs, ein noch allgemeineres Ziel als das augen-
blickliche Schauvergnügen. Er ist nach etwas auf der Suche, das die
Modernität zu. nennen man mir erlauben möge (...). Für ihn geht es
darum, der Mode das abzugewinnen, was sie im Vorübergehenden an
Poetischem enthält, aus dem Vergänglichen das Ewige herauszuzie-
hen. (...) Die Modernität ist das Vergängliche, das Flüchtige, das
Zufällige, die eine Hälfte der Kunst, deren andere Hälfte das Ewige
und Unwandelbare ist. (...) Keiner hat das Recht, dieses vergäng-
liche, flüchtige Element, das einem so häufigen Wandel unterliegt, zu
verachten oder beiseite zu schieben. Wenn man es unterschlägt,
verfällt man unweigerlich der Leerheit einer nichtssagenden abstrak-
ten Schönheit (...); denn fast unsere ganze Originalität rührt von
dem Stempel her, den die Zeit unseren Empfindungen aufdrückt.«
Ich zitiere - weil ich im Moment zu bequem bin, dieses Zitat in Baudelaires Werkausgabe nachzuschlagen - nach Dieter Thomä, Vom Glück in der Moderne, suhrkamp taschenbuch wissenschaft 1648, Frankfurt a. M. 2003, S.125.
Dieter Thomä, Universität St. Gallen, Jg. 1959, ist ein Kulturphilosoph, dessen Namen man sich merken sollte: http://www.unisg.ch/weitereinfodieterthomae
Zur Kritik des Fortschrittsdenkens und der Moderne
»Dieser Mann (...), dieser mit einer tätigen
Einbildungskraft begabte Einsame, der die große Wüste der Menschen
unablässig durchwandert, hat ganz gewiß ein höheres Ziel als das
eines bloßen Flaneurs, ein noch allgemeineres Ziel als das augen-
blickliche Schauvergnügen. Er ist nach etwas auf der Suche, das die
Modernität zu. nennen man mir erlauben möge (...). Für ihn geht es
darum, der Mode das abzugewinnen, was sie im Vorübergehenden an
Poetischem enthält, aus dem Vergänglichen das Ewige herauszuzie-
hen. (...) Die Modernität ist das Vergängliche, das Flüchtige, das
Zufällige, die eine Hälfte der Kunst, deren andere Hälfte das Ewige
und Unwandelbare ist. (...) Keiner hat das Recht, dieses vergäng-
liche, flüchtige Element, das einem so häufigen Wandel unterliegt, zu
verachten oder beiseite zu schieben. Wenn man es unterschlägt,
verfällt man unweigerlich der Leerheit einer nichtssagenden abstrak-
ten Schönheit (...); denn fast unsere ganze Originalität rührt von
dem Stempel her, den die Zeit unseren Empfindungen aufdrückt.«
Ich zitiere - weil ich im Moment zu bequem bin, dieses Zitat in Baudelaires Werkausgabe nachzuschlagen - nach Dieter Thomä, Vom Glück in der Moderne, suhrkamp taschenbuch wissenschaft 1648, Frankfurt a. M. 2003, S.125.
Dieter Thomä, Universität St. Gallen, Jg. 1959, ist ein Kulturphilosoph, dessen Namen man sich merken sollte: http://www.unisg.ch/weitereinfodieterthomae
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