Sonntag, 24. April 2011
Joseph Beuys und die Postmoderne
rabe500, 18:12h
Der Begriff der "Postmoderne" ist - seit dem Beginn der 80er Jahre des 20. Jhs. - von den Vertretern der Moderne als Epochenbegriff in unglaublicher Versimpelung diffamiert worden. Vielleicht aber ist es auch ein unglückliches Wortspiel, daß sich in solchen Auseinandersetzungen abzeichnete. Ich mag besser von Transmoderne sprechen. Ein Paradigmenwechsel, der im Hintergrund dieser Diskussionen aufleuchtet, ist nicht frei von Bezügen zu dem, was er meint überwunden zu haben.
Es gibt eine interessante Äußerung von Joseph Beuys aus dem Jahre 1985 zur Problematik der Postmoderne.
"Insofern der gewandelte Kunstbegriff nicht auftritt, gibt es eben etwas wie Postmoderne, und das ist, von der Sache her, ein Krebsgeschwulst, also eine Krankheit. Da will man etwas verlängern, was nicht zu verlängern ist, sondern nur wuchern kann. In dem Zustand, in dem es bereits formuliert war - beispielsweise von Munch in seinem Frühwerk - weist es darauf hin, dass etwas radikal Neues hervortreten müsste. Der Begriff Postmoderne ist schon richtig, weil er besagt, dass eine seit langem erledigte Sache nochmal in die Länge gezogen wird. Man versucht, nach rückwärts einzusteigen. Aber was die Moderne im Grunde gefordert hat, was Munch bereits gefordert, muss endlich hergestellt werden."
(Q.: Katalog "Edvard Munch. Sein Werk in Schweizer Sammlungen." Basel 1985, 143/144)
Joseph Beuys stellt mit seinem Werk einen Höhepunkt und den Endpunkt der Moderne da. Die, die ihm folgen, sehen in seiner Plastischen Theorie und Sozialen Plastik einen Keim zur Überwindung der Modernen Kunst. Daher spricht er im obigen Zitat auch vom "gewandelten Kunstbegriff" und wenn er davon spricht "dass etwas radikal Neues hervortreten müsste", bin ich sicher, er denkt an seine Formulierung des "Erweiterten Kunstbegriffs". Hier aber stellt sich die Kunst der Postmoderne quer, die den "Erweiterten Kunstbegriff" als Genese aus den politisch-sozialen Bewegungen der 70er Jahre infrage stellt. "...was die Moderne im Grunde gefordert hat ...muss endlich hergestellt werden" (Beuys s. o.). Mit dieser Forderung jongliert man allerdings mit einem unkritischen Idealbegriff der Moderne, der die doch auch vorhandenen disaströsen Phänomene des 20. Jahrhunderts als Jahrhundert der Moderne unterschlägt und nicht fragt, woher diese Fehlentwicklungen und Sackgassen in der modernen Gegenwartskultur sich herleiten. Kann es vielleicht daran liegen, dass die Kunst in ihrem Wesen noch garnicht erkannt ist? Oder mindestens daran liegen, dass die Frage nach dem Wesen der Kunst garnicht mehr gestellt wird?
Joseph Beuys und die Postmoderne
Es gibt eine interessante Äußerung von Joseph Beuys aus dem Jahre 1985 zur Problematik der Postmoderne.
"Insofern der gewandelte Kunstbegriff nicht auftritt, gibt es eben etwas wie Postmoderne, und das ist, von der Sache her, ein Krebsgeschwulst, also eine Krankheit. Da will man etwas verlängern, was nicht zu verlängern ist, sondern nur wuchern kann. In dem Zustand, in dem es bereits formuliert war - beispielsweise von Munch in seinem Frühwerk - weist es darauf hin, dass etwas radikal Neues hervortreten müsste. Der Begriff Postmoderne ist schon richtig, weil er besagt, dass eine seit langem erledigte Sache nochmal in die Länge gezogen wird. Man versucht, nach rückwärts einzusteigen. Aber was die Moderne im Grunde gefordert hat, was Munch bereits gefordert, muss endlich hergestellt werden."
(Q.: Katalog "Edvard Munch. Sein Werk in Schweizer Sammlungen." Basel 1985, 143/144)
Joseph Beuys stellt mit seinem Werk einen Höhepunkt und den Endpunkt der Moderne da. Die, die ihm folgen, sehen in seiner Plastischen Theorie und Sozialen Plastik einen Keim zur Überwindung der Modernen Kunst. Daher spricht er im obigen Zitat auch vom "gewandelten Kunstbegriff" und wenn er davon spricht "dass etwas radikal Neues hervortreten müsste", bin ich sicher, er denkt an seine Formulierung des "Erweiterten Kunstbegriffs". Hier aber stellt sich die Kunst der Postmoderne quer, die den "Erweiterten Kunstbegriff" als Genese aus den politisch-sozialen Bewegungen der 70er Jahre infrage stellt. "...was die Moderne im Grunde gefordert hat ...muss endlich hergestellt werden" (Beuys s. o.). Mit dieser Forderung jongliert man allerdings mit einem unkritischen Idealbegriff der Moderne, der die doch auch vorhandenen disaströsen Phänomene des 20. Jahrhunderts als Jahrhundert der Moderne unterschlägt und nicht fragt, woher diese Fehlentwicklungen und Sackgassen in der modernen Gegenwartskultur sich herleiten. Kann es vielleicht daran liegen, dass die Kunst in ihrem Wesen noch garnicht erkannt ist? Oder mindestens daran liegen, dass die Frage nach dem Wesen der Kunst garnicht mehr gestellt wird?
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dthamm,
Sonntag, 24. April 2011, 18:46
Die Frage nach dem Wesen der Kunst:
Ohne Künstler keine Kunst.
Kunst ist geistige Teilhabe.
Kunst ist Sein.
Kunst ist durch das Schaffen neuer Gehalte immer wahr. (ansonsten Nonsens)
Löscht du die Frage nach der Kunst, befindest du dich im Faustrecht.
Kunst ist geistige Teilhabe.
Kunst ist Sein.
Kunst ist durch das Schaffen neuer Gehalte immer wahr. (ansonsten Nonsens)
Löscht du die Frage nach der Kunst, befindest du dich im Faustrecht.
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rabe500,
Sonntag, 24. April 2011, 18:51
@dthamm Zitat: "Ohne Künstler keine Kunst."
Besser wäre es umgekehrt: Ohne Kunst keine Künstler. Denn woher nimmt der Künstler die Berechtigung sich gerade so zu bezeichnen, wenn nicht aus der Kunst.
Besser wäre es umgekehrt: Ohne Kunst keine Künstler. Denn woher nimmt der Künstler die Berechtigung sich gerade so zu bezeichnen, wenn nicht aus der Kunst.
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dthamm,
Sonntag, 24. April 2011, 19:08
@ Jürgen Kramer
Wer anders als der Künstler sollte Kunst sichtbar machen, übermitteln, vermitteln?
Zweifels ohne besteht dass Gesamtwerk Kunst.(Schöpfung)
Ich denke da an Aussagen von J.B.
Wer anders als der Künstler sollte Kunst sichtbar machen, übermitteln, vermitteln?
Zweifels ohne besteht dass Gesamtwerk Kunst.(Schöpfung)
Ich denke da an Aussagen von J.B.
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rabe500,
Sonntag, 24. April 2011, 19:38
"Der Künstler ist der Ursprung des Werkes. Das Werk ist der Ursprung des Künstlers. Keines ist ohne das andere. Gleichwohl trägt auch keines der beiden allein das andere. Künstler und Werk sind je in sich und in ihrem Wechselbezug durch ein Drittes, welches das erste ist, durch jenes nämlich, von woher Künstler und Kunstwerk ihren Namen haben, durch die Kunst."
Wer mag das gesagt haben? Is auch egal. Das ist das Wichtigste: Die Kunst ist höher anzusetzen, als der Künstler. Meine tiefe Überzeugung, denn sonst könnte man sich an der Kunst ja nicht festhalten.
Wer mag das gesagt haben? Is auch egal. Das ist das Wichtigste: Die Kunst ist höher anzusetzen, als der Künstler. Meine tiefe Überzeugung, denn sonst könnte man sich an der Kunst ja nicht festhalten.
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dthamm,
Sonntag, 24. April 2011, 19:47
Rabe Zitat:
Die Kunst ist höher anzusetzen, als der Künstler.
Stimmt!
Der Künstler ist vergänglich, die Kunst nicht!
PS
Ich wünsche dir frohe Ostern.
Die Kunst ist höher anzusetzen, als der Künstler.
Stimmt!
Der Künstler ist vergänglich, die Kunst nicht!
PS
Ich wünsche dir frohe Ostern.
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rabe500,
Sonntag, 24. April 2011, 20:01
Frohe Ostern auch Dir und allen anderen, die das lesen.
Rabe
Rabe
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dthamm,
Sonntag, 24. April 2011, 20:09
Ja, die das lesen.
Habe natürlich auch die "Holzwege" gelesen. (wink)
Habe natürlich auch die "Holzwege" gelesen. (wink)
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harmonicator,
Montag, 25. April 2011, 07:26
Agitation - Jonathan Meese
er kann es sich leisten, der Öffentlichkeit den Spiegel vorzuhalten.
Was sagt Euch seine Arbeit?
harmonicator
Was sagt Euch seine Arbeit?
harmonicator
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