Aber Freund! wir kommen zu spät. Zwar leben die Götter,
Aber über dem Haupt droben in anderer Welt.
Endlos wirken sie da und scheinen's wenig zu achten,
Ob wir leben, so sehr schonen die Himmlischen uns.
Denn nicht immer vermag ein schwaches Gefäß sie zu fassen,
Nur zuzeiten erträgt die göttliche Fülle der Mensch.
Traum von ihnen ist drauf das Leben. Aber das Irrsal
Hilft, wie Schlummer, und stark machet die Not und die Nacht,,,,

Hölderlin, Brod und Wein,
http://www.lyrikwelt.de/gedichte/hoelderling2.htm

Hier ist zum breiteren Verständnis bereits Übersetzungshilfe gefragt.

http://de.wikipedia.org/wiki/Tohuwabohu

Irrsal bedeutet demnach "Führungslosigkeit"? Ein Fehlen göttlicher Lenkung?
Die obigen Verse deuten an, dass Mensch eine stärker spürbare göttliche
Präsenz ob der eigenen Schwäche nicht ertragen würde?

Stattdessen läuft die Bewährungsprobe im Überlebenskampf und in
täglicher Selbstverwirklichung?

Sehnsucht nach Geborgenheit in göttlichem Kontext steht gegen den
individuellen Anspruch auf Selbstbestimmung und Eigenverantwortung.

Was möchte Mensch denn sein, Marionette oder entwicklungsfähiges
Lebewesen?

Die Verse Hölderlins sind Teil dessen Gedanken und Vorstellungen in
einer Momentaufnahme.

Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Tatsächlich erschüttert ein Einwirken aus anderer Dimension die
menschliche Existenz grundlegend.

Dieses Einwirken erfolgt in der Regel nur nach individueller Rückfrage,
ohne simultane Auswirkung auf die Masse.
("Der Gesunde bedarf des Arztes nicht")

Die "wissenschaftliche" Übersetzung dafür lautet dann für den Einzelfall:

Halluzination, bestenfalls Phänomen.

Eine neue Hinrichtung bahnt sich an, z.B. mit 2 Dachlatten und 3 Nägeln
aus dem Baumarkt oder einer Überdosis einer gängigen Substanz in
der Isolierzelle.

Die Überwindung individueller Beschränktheit ist gleichzeitiger Auftrag
für Vermittlung an das vorhandene Umfeld, ohne Garantie, dabei auf
Verständnis oder Aufnahmebereitschaft zu treffen.