Freitag, 7. Oktober 2011
Tote Zeichen?
Immer mehr Abneigung, den PC zu starten. Alles erscheint doch in der gleichen unsinnlichen abstrakten Weise der Zeichen, die bloß in einem bestechenden Prozeß errechnet sind. Gibt es "ein Fleisch des Bildschirms"? Das Papier und die Tinte einstigen Briefeschreibens in zig Varianten zu tasten, zu riechen und gut zu handeln (zu handhaben) war so gesehen lebendige Haut. Auch im PC hat der Fortschritt der Technik dem Menschen ein Stück Lebendigkeit genommen und ausgelöscht.
Tote Zeichen?

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Wie wahr, wie wahr.. Ich arbeite in einer Poststelle und finde es erschreckend, dass die meisten Menschen nicht einmal mehr wissen, wie man einen Brief beschriftet..

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Ja, oder wie wenige wissen denn noch,
wie man Keilschrift in weichen Ton drückt? Tut mir leid, aber irgendwie vermag ich das gigantische Natürlichkeitsgefälle zwischen dem Herumgekratze auf Papier und dem Klappern der Tastaturen nicht so recht zu erkennen.

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ich denk mal, der unterschied ist vergleichbar dem, ob ich ein originalgemälde betrachte oder ein digitalfoto davon. sie sehen oder berühren die leinwand und die farbe, die der meister berührt hat. oder eben nicht. oft ist das egal. wenn es nur um 1 information geht, z.b., oder wenn der autor ihnen gleichgültig ist. aber ein handgeschriebener brief meiner frau ist mir lieber als ne email. meinetwegen nennen sie es spezialfall oder spinnert, das ist egal.

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Hier neige ich eher
zur Lesart "Spezialfall" (meine Frau und ich schicken auch noch altmodisch Urlaubskarten und nicht Links zu flickr-Fotosets). In dem Ursprüngsposting ging aber es mehr ums Allgemeine, um einen (wie ich finde, reichlich artifiziellen) Gegensatz von PC=tot und Handschrift=lebendig. Mir ist das zu binär (hier 1, dort 0). Ich denke, der Geist weht, wo er willl, und ich sehe keinen Sinn darin, der Handschrift per se einen höheren ideellen Wert beizumessen als einem Set von ASCII-Zeichen. Dass es Kontexte gibt, in denen ich das Papier für die bessere Wahl halte, steht dem nicht entgegen. Das liegt dann aber mehr am jeweiligen Kontext als am Schreibmedium an sich.

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Ja, im Ursprungsposting vermute ich auch so eine Art Maschinenstürmerei. Aber am grundsätzlichen Unterschied von analog und digital möchte ich schon festhalten. Da stellt die Wahl des Mediums den Kontext selbst her. Manchmal, vermutlich selten. Ansonsten stimme ich zu: wichtiger ist der Inhalt. Meistens.

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Fortschritt? Aber bloß wohin?
Spricht man da nicht den Technokraten zu, wenn man jede Technikkritik und jeden Versuch die damit verbundene Fortschrittsgläubigkeit infrage zu stellen, als "Maschinenstürmerei" und womöglich als "reaktionär" abtut?

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Wann wird man "Maschinenmensch"?
Wenn man Dinge plötzlich tut, weil eine Maschine sie vorgibt. Dinge, die man nie getan hätte, gäbe es die Maschine nicht.

Solange ich dagegen eine Maschine nutze, um meinen Willen umzusetzen oder, im Falle des Computers, mich medial auszudrücken, ist die Maschine Werkzeug, nicht mehr.

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Naja, von "reaktionär" hab ich nix geschrieben.
Wie jedes neuartige Werkzeug schafft auch der PC eine weitere "Vermittlungsinstanz", schiebt sich zwischen Mensch und Objekt. Das hat er mit dem ersten erfundenen Hammer oder dem ersten Messer gemeinsam. Es eröffnet aber neue Möglichkeiten, und die alten bleiben bestehen. Ich kann immer noch meinen Mitmenschen mit eigenen Händen erwürgen, ich muss ja nicht stechen. Und mit Füller Briefe zu schreiben ist auch nicht verboten.
Insofern ist das Lamento über diese Art von "Entfremdung" wohlfeil (1 schönes altes Wort, nicht wahr?!), und kann ständig neu angestimmt werden.

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