Mittwoch, 6. Juli 2011
Keine Gedichte nach Auschwitz? Oder gerade?
T. W. Adorno formulierte 1951 die problematische Äußerung, nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, sei barbarisch:
"Als
neutralisierte und zugerichtete aber wird heute die gesamte traditio-
nelle Kultur nichtig: durch einen irrevokablen Prozeß ist ihre von
den Russen scheinheilig reklamierte Erbschaft in weitestem Maße
entbehrlich, überflüssig, Schund geworden, worauf dann wieder die
Geschäftemacher der Massenkultur grinsend hinweisen können, die
sie als solchen Schund behandeln. Je totaler die Gesellschaft, um so
verdinglichter auch der Geist und um so paradoxer sein Beginnen,
der Verdinglichung aus eigenem sich zu entwinden. Noch das äußer-
ste Bewußtsein vom Verhängnis droht zum Geschwätz zu entarten.
Kulturkritik findet sich der letzten Stufe der Dialektik von Kultur
und Barbarei gegenüber: nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben,
ist barbarisch, und das frißt auch die Erkenntnis an, die ausspricht,
warum es unmöglich ward, heute Gedichte zu schreiben.
Der absolu-
ten Verdinglichung, die den Fortschritt des Geistes als eines ihrer Ele-
mente voraussetzte und die ihn heute gänzlich aufzusaugen sich an-
schickt, ist der kritische Geist nicht gewachsen, solange er bei sich
bleibt in selbstgenügsamer Kontemplation."


(Zit. n. Uwe Wirth, Kulturwissenschaft, stb 2008, S. 199.)
Keine Gedichte nach Auschwitz? Oder gerade?

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Wenn Dichter Stacheldraht nicht als Einfriedung verklären, warum keine Gedichte?

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Wenn Vergangenheit Zukunft blockiert...
Ich habe so meine Probleme mit dieser (besonders in Deutschland?) vorhandenen schier zwanghaften Vergangenheitsfixierung. Sämtliche Energien und Ressourcen sollten darauf verwendet werden eine bessere, lebenswertere Zukunft für alle zu erarbeiten.

Ein Giebelspruch den ich mal an einem ehrwürdigen bielefelder Fachwerkhaus las:

"Wer Altes kennt, kann Neues Schaffen."

Zukunftsorientierung statt Vergangenheitsfixierung!

Gedichte, Gedichte, Gedichte! oder: Neue Gedichte braucht das Land!

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