Samstag, 23. Juli 2011
Der freie Künstler
Eine der wichtigsten (philosophischen) Schriften in den 60er Jahren des 20. Jhs. ist Hans-Georg Gadamers (1900 - 2002) "Wahrheit und Methode". Einige bemerkenswerte hermeneutische Gedanken auch zur Kunst sind in diesem Werk zu entdecken. Vom freien Künstler der Gegenwart schreibt Gadamer dort (83):

"Der freie Künstler schafft ohne Auftrag. Er scheint gerade durch die völlige Unabhängigkeit seines Schaffens ausgezeichnet und gewinnt daher auch gesellschaftlich die charakteristischen Züge eines Außenseiters, dessen Lebensformen nicht mit den Maßen der öffentlichen Sitte gemessen werden. Der Begriff der Boheme, der im 19. Jahrhundert entsteht, spiegelt diesen Verlauf. Das Heimatland der fahrenden Leute wird zum Gattungsbegriff für den Lebensstil des Künstlers. Zugleich aber wird der Künstler, der so "frei wie Vogel oder Fisch" ist, mit seiner Berufung belastet, die ihn zu einer zweideutigen Figur macht. Denn eine aus ihren religiösen Traditionen herausgefallene Bildungsgesellschaft erwartet von der Kunst sogleich mehr, als dem ästhetischen Bewußtsein auf dem 'Standpunkt der Kunst' entspricht..."
Der freie Künstler

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