Montag, 31. Oktober 2011
Gerd Bergfleth
Autor von "Zur Kritik der palavernden Aufklärung" schreibt im Anhang zu "Georges Bataille, Wiedergutmachung an Nietzsche, München 1999":

„(...) denn der Zusammenbruch im Sinn
des Verfalls der Werte ist bereits die Voraussetzung des
ganzen Dramas. Er setzt den Menschen frei, wenn-
gleich erst in nihilistischer Weise: er löst ihn aus der
Bindung an Moral und Religion heraus und läßt sein
Dasein in die Bodenlosigkeit fallen. Der Wertverfall als
solcher, der Zusammenbruch der Normen des Zu-
sammenlebens, hat sich zwar seit Nietzsches Aufdek-
kung des europäischen Nihilismus ungeheuer ver-
stärkt, aber er ist weder in sich tragisch noch schafft er
eine tragische Situation des Menschen, wie ein einziger
Blick auf unsere Alltagswelt zeigt: die Menschen suh-
len sich im Nihilismus der Kapitalsknechtschaft und
fühlen sich so kannibalisch wohl dabei, daß sie nicht
im Traum an ihre tragische Bestimmung denken.“
Gerd Bergfleth

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Alle singen:
Uns ist ganz kannibalisch wohl,
Als wie fünf hundert Säuen!

Goethe, Faust I, Auerbachs Keller

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"...er löst ihn aus der Bindung an Moral und Religion heraus..."
Mich stört, dass hier "Moral" und "Religion" in einem Atemzug genannt werden. Hat nicht zwangsläufig was miteinander zu tun. Eine moderne Ethik kann abseits jeglicher religiöser Dogmatik erschaffen und etabliert werden.

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