Samstag, 23. Juli 2011
Der freie Künstler
rabe500, 11:34h
Eine der wichtigsten (philosophischen) Schriften in den 60er Jahren des 20. Jhs. ist Hans-Georg Gadamers (1900 - 2002) "Wahrheit und Methode". Einige bemerkenswerte hermeneutische Gedanken auch zur Kunst sind in diesem Werk zu entdecken. Vom freien Künstler der Gegenwart schreibt Gadamer dort (83):
"Der freie Künstler schafft ohne Auftrag. Er scheint gerade durch die völlige Unabhängigkeit seines Schaffens ausgezeichnet und gewinnt daher auch gesellschaftlich die charakteristischen Züge eines Außenseiters, dessen Lebensformen nicht mit den Maßen der öffentlichen Sitte gemessen werden. Der Begriff der Boheme, der im 19. Jahrhundert entsteht, spiegelt diesen Verlauf. Das Heimatland der fahrenden Leute wird zum Gattungsbegriff für den Lebensstil des Künstlers. Zugleich aber wird der Künstler, der so "frei wie Vogel oder Fisch" ist, mit seiner Berufung belastet, die ihn zu einer zweideutigen Figur macht. Denn eine aus ihren religiösen Traditionen herausgefallene Bildungsgesellschaft erwartet von der Kunst sogleich mehr, als dem ästhetischen Bewußtsein auf dem 'Standpunkt der Kunst' entspricht..."
Der freie Künstler
"Der freie Künstler schafft ohne Auftrag. Er scheint gerade durch die völlige Unabhängigkeit seines Schaffens ausgezeichnet und gewinnt daher auch gesellschaftlich die charakteristischen Züge eines Außenseiters, dessen Lebensformen nicht mit den Maßen der öffentlichen Sitte gemessen werden. Der Begriff der Boheme, der im 19. Jahrhundert entsteht, spiegelt diesen Verlauf. Das Heimatland der fahrenden Leute wird zum Gattungsbegriff für den Lebensstil des Künstlers. Zugleich aber wird der Künstler, der so "frei wie Vogel oder Fisch" ist, mit seiner Berufung belastet, die ihn zu einer zweideutigen Figur macht. Denn eine aus ihren religiösen Traditionen herausgefallene Bildungsgesellschaft erwartet von der Kunst sogleich mehr, als dem ästhetischen Bewußtsein auf dem 'Standpunkt der Kunst' entspricht..."
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phw,
Samstag, 23. Juli 2011, 12:25
Schönes Zitat von Gadamer.
Erkenntnisgewinn:
Wenn es regnet, steht auch der Wegweiser im Regen.
Oder anders: Auch der schöpferische Mensch bleibt eben Mensch.
Erkenntnisgewinn:
Wenn es regnet, steht auch der Wegweiser im Regen.
Oder anders: Auch der schöpferische Mensch bleibt eben Mensch.
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pito,
Montag, 25. Juli 2011, 23:51
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rabe500,
Mittwoch, 27. Juli 2011, 13:48
@Prinz Prospero
Danke für die Tipps. Die Zeiten ändern sich und wir ändern uns manchmal mit ihnen. Gothic ist auch schon ein Vierteljahrhundert her. Seitdem geht das von mir thematisierte Aussenseitertum einen stillen Weg, der aber immer noch ein romantischer ist in einem überzeitlichen Sinne. Bereits Majakowski forderte vom Dichter, er möge auf die Strasse gehen. Für uns Heutige ist die laute Revolution kein Weg mehr. Und Maskeraden stören die Pflege des Echten. Wenn alles schläft, wer weiß, wie die Nächte des Künstlers aussehen, in denen er seine Poesie mit sehr viel Selbstkritik und - zweifel entwickelt. War es Novalis (in: Blüthenstaub), der sagte: "Nach Innen geht der geheimnisvolle Weg. Hier das ganze Zitat:
Nach Innen geht der geheimnisvolle Weg. In uns, oder nirgends ist die Ewigkeit mit ihren Welten, die Vergangenheit und Zukunft. Die Außenwelt ist die Schattenwelt, sie wirft ihren Schatten in das Lichtreich. Jetzt scheint es uns freilich innerlich so dunkel, einsam, gestaltlos, aber wie ganz anders wird es uns dünken, wenn diese Verfinsterung vorbei, und der Schattenkörper hinweggerückt ist. Wir werden mehr genießen als je, denn unser Geist hat entbehrt.
In diesem Sinne...
Nach Innen geht der geheimnisvolle Weg. In uns, oder nirgends ist die Ewigkeit mit ihren Welten, die Vergangenheit und Zukunft. Die Außenwelt ist die Schattenwelt, sie wirft ihren Schatten in das Lichtreich. Jetzt scheint es uns freilich innerlich so dunkel, einsam, gestaltlos, aber wie ganz anders wird es uns dünken, wenn diese Verfinsterung vorbei, und der Schattenkörper hinweggerückt ist. Wir werden mehr genießen als je, denn unser Geist hat entbehrt.
In diesem Sinne...
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heinz abacho,
Mittwoch, 27. Juli 2011, 13:49
seufszzzzzzz...
@Prinz
so ein schöner Text, so eine schöne Ansprache - und so wahr!
Ich kann mich dem nur anschließen, her mit Bildern des erlebten LEBENS, raus aus dem alten Körper.
@Rabe
muss innere Revolte zwangsläufig zum äußeren Verfall führen? Zum Autismus?
.. ganz allgemein noch - finde ich es wenig amüsant, wie mancher zur Selbst-Entlastung diesen und jenen Großen zitiert - ... na wenn die auch sagen, dass ich nicht nur so sein darf, sondern geradezu so sein muss, dann kann ich ja. Das erst macht doch den Künstler.
Etwas mehr Demut täte den Herren gut, die sich gerne aus den jeweils passenden Zitate-Kisten bedienen.
so ein schöner Text, so eine schöne Ansprache - und so wahr!
Ich kann mich dem nur anschließen, her mit Bildern des erlebten LEBENS, raus aus dem alten Körper.
@Rabe
muss innere Revolte zwangsläufig zum äußeren Verfall führen? Zum Autismus?
.. ganz allgemein noch - finde ich es wenig amüsant, wie mancher zur Selbst-Entlastung diesen und jenen Großen zitiert - ... na wenn die auch sagen, dass ich nicht nur so sein darf, sondern geradezu so sein muss, dann kann ich ja. Das erst macht doch den Künstler.
Etwas mehr Demut täte den Herren gut, die sich gerne aus den jeweils passenden Zitate-Kisten bedienen.
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rabe500,
Mittwoch, 27. Juli 2011, 21:47
"Demut" und Respekt
Unbedingt: ein wenig mehr höfliche Distanz zu einer jeden Persönlichkeit, die sich hier formuliert, ein wenig mehr Respekt, statt grenzüberschreitende Polemiken täten dem offenen Internet gut.
Die Bibliotheken der Welt bergen das Wissen der Menschheit und sind kaum "Zitate-Kisten". Wer so Bücher verbannen möchte, vergibt sich um einen ungeheuren Reichtums des Denkens . Aber um "Amüsantes" geht es hier nun wirklich nicht. Ich bemerke auch, dass immer mehr formale Einwände und persönliche Verurteilungen die inhaltlichen Fragestellungen verdecken oder auslöschen sollen.
Die Bibliotheken der Welt bergen das Wissen der Menschheit und sind kaum "Zitate-Kisten". Wer so Bücher verbannen möchte, vergibt sich um einen ungeheuren Reichtums des Denkens . Aber um "Amüsantes" geht es hier nun wirklich nicht. Ich bemerke auch, dass immer mehr formale Einwände und persönliche Verurteilungen die inhaltlichen Fragestellungen verdecken oder auslöschen sollen.
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heinz abacho,
Donnerstag, 28. Juli 2011, 09:40
Respekt....
Richtig - respektvoller Umgang bedeutet, dass man sich an Vereinbarungen hält, dass man auf Fragen bzw. mails reagiert, dass man andere und anderes nicht ausblendet und nicht ignorant weiter schwadroniert.
Du verhältst dich mir gegenüber respektlos aus verletzter Eitelkeit.
Eitelkeit... ein großes Thema für einen Philosophen und Künstler... nur nicht seine eigene? Reise nach INNEN schließt doch wohl nicht die Begegnung mit sich selbst aus, oder?
Wer sich wie du hinter Formalismen versteckt (.. das ist ja böse Polemik etc.) statt auf die in der Polemik verpackten Sachargumente einzugehen, hat ganz offensichtlich keine überzeugenden Argumente mehr.
Wenn ich hier die "Zitaten-Kiste" anführe, dann nicht im Sinne deiner bösen Polemik, dass ich das Weltwissen verbannen möchte.
Nein - nur in dem Sinne, dass du und auch dein dünnerer Kollege solche Zitate nach belieben rausfischen, um Defizite in Stärke, Reichtum und genialische Leistung umzuwidmen.
Das ich persönlich bin, (... persönliche Verurteilungen - auch eine böse Polemik) liegt an meinem ganzheitlichen Ansatz. Auch der Künstler wird von mir als GANZHEIT, als Mensch mit Stärken und Schwächen wahrgenommen und nicht als seine eigene Wunschvorstellung, aus der das höhere Wesen, das uns alle umgibt, spricht oder als eine Gedankenausschwemmungsmaschine.
Wer als Mensch und / oder Künstler keine Haltung hat, beliebig hin und her floatet kann zumindest von mir nicht erwarten, dass ich seine geschriebenen, gemalten, gepunzten, geknoteten oder sonst wie vermittelten Botschaften unhinterfragt auf mich einwirken lasse.
Ich warte weiter auf eine Antwort ..... wir können telefonieren, mailen, sprechen... was immer du willst. Nur nicht weiter über mangelnden Respekt verhandeln.
Du verhältst dich mir gegenüber respektlos aus verletzter Eitelkeit.
Eitelkeit... ein großes Thema für einen Philosophen und Künstler... nur nicht seine eigene? Reise nach INNEN schließt doch wohl nicht die Begegnung mit sich selbst aus, oder?
Wer sich wie du hinter Formalismen versteckt (.. das ist ja böse Polemik etc.) statt auf die in der Polemik verpackten Sachargumente einzugehen, hat ganz offensichtlich keine überzeugenden Argumente mehr.
Wenn ich hier die "Zitaten-Kiste" anführe, dann nicht im Sinne deiner bösen Polemik, dass ich das Weltwissen verbannen möchte.
Nein - nur in dem Sinne, dass du und auch dein dünnerer Kollege solche Zitate nach belieben rausfischen, um Defizite in Stärke, Reichtum und genialische Leistung umzuwidmen.
Das ich persönlich bin, (... persönliche Verurteilungen - auch eine böse Polemik) liegt an meinem ganzheitlichen Ansatz. Auch der Künstler wird von mir als GANZHEIT, als Mensch mit Stärken und Schwächen wahrgenommen und nicht als seine eigene Wunschvorstellung, aus der das höhere Wesen, das uns alle umgibt, spricht oder als eine Gedankenausschwemmungsmaschine.
Wer als Mensch und / oder Künstler keine Haltung hat, beliebig hin und her floatet kann zumindest von mir nicht erwarten, dass ich seine geschriebenen, gemalten, gepunzten, geknoteten oder sonst wie vermittelten Botschaften unhinterfragt auf mich einwirken lasse.
Ich warte weiter auf eine Antwort ..... wir können telefonieren, mailen, sprechen... was immer du willst. Nur nicht weiter über mangelnden Respekt verhandeln.
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rabe500,
Donnerstag, 28. Juli 2011, 10:44
"Ich warte weiter auf eine Antwort ...."
?
Wie war denn die Frage?... link
heinz abacho,
Donnerstag, 28. Juli 2011, 11:07
soll ich jetzt die mail hier veröffentlichen?
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dthamm,
Donnerstag, 28. Juli 2011, 11:57
Mail veröffentlichen?
Sowatt kenn ich irgendwo her!
Sowatt kenn ich irgendwo her!
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phw,
Donnerstag, 28. Juli 2011, 12:05
Leuts,
zickt nicht rum sondern mehlt einfach
erneut, oder sprecht miteinander.
Ihr kennt euch ein wenig, das Dorf ist
klein, die Wege sind kurz.
Wer kein Bock hat, der hat kein.
Oder wie in den 70ern:
Keiner muss müssen ausser er muss mal.
zickt nicht rum sondern mehlt einfach
erneut, oder sprecht miteinander.
Ihr kennt euch ein wenig, das Dorf ist
klein, die Wege sind kurz.
Wer kein Bock hat, der hat kein.
Oder wie in den 70ern:
Keiner muss müssen ausser er muss mal.
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heinz abacho,
Donnerstag, 28. Juli 2011, 12:10
bin zu alt zum zicken - und immer noch zu jung, um alles im relativismus zu ertränken. wer kein bock hat, der wird dazu gemacht - ne - ich meine dass manchmal durchaus zum jagen getragen werden muss. verführungskunst ist auch eine.
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heinz abacho,
Donnerstag, 28. Juli 2011, 12:29
letztes wort: dachte dabei auch und mehr an so was wie das hohe lied salomons
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