Montag, 5. September 2011
Bazon Brock
Carl-Peter Buschkuehle ("Künstlerische Bildung des Spiels und der Erzählung") schreibt:

Es ist ebenfalls anzunehmen,
daß eine Zeit, die keine verläßlichen, verbindlichen Werte und Normen
mehr anzubieten vermag, auf der einen Seite die Zuflucht zu Glaubensgemeinschaften
gleich welcher Art stärkt, wie sie andererseits die Bagatellisierung
von Bindungen und Wertsetzungen fördert. Bazon Brock bezeichnet diese beiden
Extreme problematischer Zeitgenossenschaft mit dem griffigen Begriffspaar der
„Gottsucherbanden“ und der „Unterhaltungsidioten“ (Brock, Re-Dekade S. 127ff).
Beide treiben auf ruinöse Konsequenzen ihres Handelns zu, ohne sich darüber
Rechenschaft abzugeben. Der Gottsucher zwingt den Ungläubigen unter seine
Herrschaft, der Unterhaltungsidiot verdummt die Massen oder ist ihr Bestandteil
in der fortwährenden Jagd nach Ereignissen und Stimmulanzen, die blind sind für
die Besonderheit und das Wesen einer Sache. Beide entfalten dabei totalitäre
geschichtsbildende Kraft, der Gottsucher, indem er menschliche Geschichte nach
seinen Überzeugungen gestalten will, der Unterhaltungsidiot, indem er Geschichte
als individuellen wie gesellschaftlichen Bedeutungs- und Handlungszusammenhang
preisgibt.
Bazon Brock

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Der Vorrang des Künstlerischen
Der Vorrang des Künstlerischen gegenüber der Rationalität läßt sich auch geschichtlich in der Entwicklung der Sprache nachweisen, denn: "Das Singen geht dem Artikulieren voraus; Metaphern abstrakten Begriffen", schreibt Samuel Beckett 1929 in seinem Essay "Dante...Bruno, Vico...Joyce". Und weiter: "Der figurative Charakter der ältesten Poesie darf nicht als spitzfindiges Machwerk angesehen werden, sondern als ein Beweis für das ärmliche Vokabular und das Unvermögen, zu abstrahieren. (...) Dichter sind das Gefühl, Philosophen die Intelligenz der Menschheit."
Das Singen geht dem Artikulieren voraus heißt soviel wie, das Musikalisch-Künstlerische ist die Urform der Aneignung von Welt. Auf sie gründend baut sich erst die abstrakte Begrifflichkeit des Verstandes auf.
Der Vorrang des Künstlerischen

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