Mittwoch, 11. Mai 2011
Die Suche nach der Wahrheit
Rudolf Steiner unterscheidet - je nach dem Grad der Wachheit, in der ein Mensch sich mit der eigenen Individualität und der Welt auseinandersetzt - in der Regel vier Erkenntnisarten oder -stufen:

1. das materielle oder gegenständliche Erkennen im ge-
wöhnlichen Wachbewußtsein.
2. das imaginative Erkennen, bei dem der Mensch be-
wußt erzeugte innere Bilder wahrnimmt. Ihnen gegen-
über muß er zunächst lernen, Wirklichkeit von Täu-
schung zu unterscheiden.
3. das inspirative Erkennen. Steiner spricht von einem
«geistigen Hören», einem «geistigen Tönen», dem «gei-
stigen Wort» und einem «Lesen der verborgenen
Schrift»: «Die Welt beginnt der Seele gegenüber ihr We-
sen wirklich selbst auszusprechen» (12/1).
4. die intuitive Erkenntnis, ein Einswerden mit den Din-
gen und Vorgängen der übersinnlichen Welten.


In der «Geheimwissenschaft» führt Steiner diese Erkennt-
nisstufen bis zur Siebenheit fort:

5. die Erkenntnis der Verhältnisse von Mikrokosmos und
Makrokosmos.
6. das Einswerden mit dem Makrokosmos.
7. das Gesamterleben der vorherigen Erfahrungen als
eine Grund-Seelenstimmung.


Das materielle Erkennen ist die dem heutigen Normalbewußtsein entsprechende Erkenntnisart. Die anderen Stufen müssen durch geistige Schulung erst erworben werden.

(Zit. n. A. Baumann, ABC der Anthroposophie, Ein Wörterbuch für jedermann, Schaffhausen 1998³)
Die Suche nach der Wahrheit

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Mittwoch, 4. Mai 2011
Schwarz
Dunkelheit ist nicht gleich Dunkelheit. Ich habe den Eindruck, zur Zeit werden die Nächte immer dunkeler, je sonniger die Tage sind. Wie kommt das. Sollte es keine objektive Wirklichkeit geben? So ist es. Es gibt keine Welt die bloß eine Welt ist, sondern die Welt ist jeweils die jemeinige.
Schwarz

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Samstag, 19. September 2009
Zur Gnoseologie von Hans Jonas
1958 erschien das Standardwerk von Hans Jonas zur Gnosis: "Gnosis - Die Botschaft des fremden Gottes" in englischer Sprache. Seit 1999 liegt eine Übersetzung des Buches im Insel-Verlag vor, jetzt auch als Taschenbuch. Einer der interessantesten Aspekte des Werkes ist, dass Jonas die Gnosis "existentialistisch liest", d.h. die nihilistischen Züge der Gnosis mit dem existentialistischen Nihilismus vergleicht. Da ist wiederum sein Epilog "Gnostizismus, Existentialismus und Nihilismus" von Bedeutung (S. 377 - S.400 der Tb-Ausgabe). Es darf erlaubt sein, hier eine wesentliche Stelle daraus zu zitieren:
Ein kardinaler Unter-
schied zwischen gnostischem und existentialistischem Dualis-
mus ist nicht zu übersehen: Der gnostische Mensch ist geworfen
in eine widergöttliche und daher widermenschliche Natur; der
moderne Mensch in eine gleichgültige. Erst letzteres bedeutet
das absolute Vakuum, den wirklich bodenlosen Abgrund. Das
Feindliche, Dämonische ist immer noch anthropomorph, ver-
traut selbst in seiner Fremdheit, und der Gegensatz als solcher
gibt dem Dasein Richtung - zwar eine negative Richtung, aber
eine, die hinter sich die Sanktion der negativen Transzendenz
hat, zu der die Positivität der Welt der qualitative Widerpart ist.
Nicht einmal diese antagonistische Qualität ist der neutralen
Natur der modernen Wissenschaft gewährt, und dieser Natur
kann keinerlei Richtung abgewonnen werden. Das macht den
modernen Nihilismus um vieles radikaler und verzweifelter, als
gnostischer Nihilismus mit all seinen Schrecken vor der Welt
und seiner Auflehnung gegen ihre Gesetze je sein konnte. Daß
die Natur sich nicht kümmert, ist der wahre Abgrund. Daß
nur der Mensch sich kümmert, in seiner Endlichkeit nichts als
den Tod vor sich, allein mit seiner Zufälligkeit und der ob-
jektiven Sinnlosigkeit seiner Sinnentwürfe, ist wahrlich eine
präzedenzlose Lage.
Aber eben dieser Unterschied, der die größere Tiefe des mo-
dernen Nihilismus enthüllt, stellt auch seine Selbsteinstimmig-
keit in Frage. Der gnostische Dualismus war bei aller Phanta-
stik wenigstens widerspruchslos. Die Idee einer dämonischen
Natur, gegen die das Selbst sich zu gewinnen hat, ist sinnvoll."
Zur Gnoseologie von Hans Jonas

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Sonntag, 13. September 2009
Was ist Gnosis?
"Gnosis ist Erkenntnis des Übersinnlichen, das in und
hinter der durch die Sinne des Körpers wahrnehm-
baren Welt „in ewigem Geheimnis unsichtbar sichtbar" als
treibende Kraft alles Geschehens angenommen wird. In
einem gnostischen Fragment wird als Wesen der Gnosis
angegeben die „Erkenntnis, wer wir sind und was wir ge-
worden sind; woher wir stammen und wohin wir geraten;
wohin wir eilen und wovon wir erlöst sind; was es mit
unserer Geburt, was es mit unserer Wiedergeburt auf sich
hat" Und an anderer Stelle heißt es: „Anfang der Voll-
endung ist die Erkenntnis des Menschen; Gottes Erkennt-
nis ist die vollständig erreichte Vollendung." Das Über-
sinnliche selbst aber wird als ein System von Ideen ge-
dacht, die zugleich kosmische Kräfte sind und als per-
sönliche göttliche Wesen, als Dämonen, Geister, Engel
oder als Gestalten der heidnischen und christlichen Mythen
vorgestellt wurden, die das Schicksal der Welt und des
Menschen in ihren Händen tragen. Die Erkenntnis der
Überwelt vollzieht sich durch das Zusammentreffen eines
von der sinnlichen und eines anderen von der übersinn-
lichen Natur ausgehenden Aktes. Durch Pflege des auf
die geistigen Wesenheiten gerichteten Denkens, das sich
bis zur Ekstase steigern, und eines durchgeistigten Lebens-
wandels, der bis zur Askese führen kann, reckt sich der
Mensch der Welt des Geistes entgegen. Sie aber neigt sich
in der Offenbarung zu ihm nieder und läßt sich erschauen,
sobald die Vorbedingungen hierzu vollständig vorhanden
sind. Solche Erkenntnis wurde in der Antike zu allen Zei-
ten gesucht und gepflegt: im primitiven Zauber, in gelehr-
ter Magie und Dämonenbeschwörung, in der enthusiasti-
schen Mantik, im Mysterienkult und in der sich an ihn
anschließenden religiösen Spekulation, vor allem aber in
verfeinerter Form in der auf die Erforschung der den
Kosmos und das Menschenleben beherrschenden geistigen
Kräfte gerichteten Philosophie. Insbesondere wurden die
Mythen und Kulte in den Kreis gnostischen Spekulierens
gezogen. Hinter ihnen ahnte man tiefste, auf uralte Offen-
barung zurückgehende Weisheit, die sich dem Verständnis
des Eingeweihten wieder erschließen mußte, wenn er nur
den rechten Weg zu ihr fand. Dieser rechte Weg selbst
wird schon als Gnosis bezeichnet. So spricht im Hymnus
der Naassener der Erlöser:
„Und den verborgnen, heil'gen Weg,
der Gnosis heißet, tu' ich kund.""

aus: Hans Leisegang, Die Gnosis. 2. Aufl. Leipzig (Kröner) 1936
Was ist Gnosis?

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Montag, 12. Januar 2009
Zuviel Emotionalität
ist in dieser wissenschaftsfundierten Kultur mit dem Bann des Minderwertigen belegt. Man sollte wissen, woher das Gefühl als primäres Lebenselement abgewertet wird: aus einem fundamentalistischen Glauben an die rationale Erklärbarkeit der Welt durch wissenschaftliche Umtriebe. Zugleich muss man dieser Wissenschaft sagen: "Die Wissenschaft denkt nicht" (Heidegger), die Wissenschaft rechnet, wie diese Maschine hier. Es gibt eine höhere Form des Denkens, als das rechnende Denken.
Zuviel Emotionalität

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Samstag, 20. Dezember 2008
Wie Kunst verstehen?
Die vorzügliche Methode sich ein sprachliches oder bildnerisches Kunstwerk anzueignen ist die Hermeneutik, die Auslegekunst. Der hermeneutische Zirkel ist ein Phänomen, z. B. bei der Auslegung von Wortkunstwerken:

Problem seit Anbeginn des Nachdenkens über Hermeneutik:
Sprache ist sowohl Subjekt wie Objekt der Auslegung!

Wie Kunst verstehen?

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Samstag, 13. Dezember 2008
Empfinden- Denken - Wissen
Es ist in diesen rationalen Zeiten sehr schwierig, zu vermitteln, dass sich letztlich das Kunstwerk erst in einer, ich möchte mal sagen,

ausgebildeten Empfindsamkeit

in seinen Tiefenschichten erschließt, so dass ein Wissen um sein Geheimnis entstehen kann.

Die Frage "Was hat der Künstler sich dabei gedacht? ", enthält gleich mehrere grobe Fehler, sich Kunst zu nähern. Kunst kann man nicht ausrechnen. Das rechnerische Denken sollte der Steuererklärung vorbehalten bleiben.
Empfinden- Denken - Wissen

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