Montag, 9. Mai 2011
Die Poesie
rabe500, 18:24h
Apropos Saint-John Perse. Aus dessen Nobelpreisrede, Stockholm 10. Dez. 1960:
"Stolz des Menschen auf dem Wege unter seiner Last an Ewig-
keit! Stolz des Menschen auf dem Wege unter seiner Bürde
Menschlichkeit, wenn ein neuer Humanismus sich ihm auftut,
ein Humanismus wirklicher Universalität und seelischer Inte-
gralität. Getreu ihrem Amt, das eben in der Ausforschung dieses
Mysteriums des Menschen besteht, hat die moderne Poesie sich
auf ein Geschäft eingelassen, dessen Bewältigung einen Beitrag
zur vollen Integration des Menschen leistet. Eine solche Poesie
hat nichts Pythisches an sich. Doch auch nichts rein Ästhetisches.
Sie ist keine Geschicklichkeit des Leichenschminkers oder De-
korateurs. Sie züchtet keine Kunst-Perlen, schachert nicht mit
Götzen und Emblemen, und kein Ohrenschmaus könnte ihr
je genugtun. Zur Verbündeten in allen ihren Verrichtungen
wählt sie die Schönheit, schließt so ein höchstes Bündnis, und
setzt doch das Schöne nicht als Endzweck, nährt sich auch nicht
von ihm allein. Indem sie sich weigert, die Kunst vom Leben zu
trennen, oder von der Liebe die Erkenntnis, ist sie Aktion, ist sie
Passion, ist sie Leidenschaft, Macht und Mächtigkeit, und
Neuerung immer, welche die Grenzen verschiebt. Die Liebe ist
ihr feuriger Herzpunkt, die Widersetzlichkeit ihr Gesetz, und
ihre Stätte ist überall, in der Vorwegnahme. "
Die Poesie
"Stolz des Menschen auf dem Wege unter seiner Last an Ewig-
keit! Stolz des Menschen auf dem Wege unter seiner Bürde
Menschlichkeit, wenn ein neuer Humanismus sich ihm auftut,
ein Humanismus wirklicher Universalität und seelischer Inte-
gralität. Getreu ihrem Amt, das eben in der Ausforschung dieses
Mysteriums des Menschen besteht, hat die moderne Poesie sich
auf ein Geschäft eingelassen, dessen Bewältigung einen Beitrag
zur vollen Integration des Menschen leistet. Eine solche Poesie
hat nichts Pythisches an sich. Doch auch nichts rein Ästhetisches.
Sie ist keine Geschicklichkeit des Leichenschminkers oder De-
korateurs. Sie züchtet keine Kunst-Perlen, schachert nicht mit
Götzen und Emblemen, und kein Ohrenschmaus könnte ihr
je genugtun. Zur Verbündeten in allen ihren Verrichtungen
wählt sie die Schönheit, schließt so ein höchstes Bündnis, und
setzt doch das Schöne nicht als Endzweck, nährt sich auch nicht
von ihm allein. Indem sie sich weigert, die Kunst vom Leben zu
trennen, oder von der Liebe die Erkenntnis, ist sie Aktion, ist sie
Passion, ist sie Leidenschaft, Macht und Mächtigkeit, und
Neuerung immer, welche die Grenzen verschiebt. Die Liebe ist
ihr feuriger Herzpunkt, die Widersetzlichkeit ihr Gesetz, und
ihre Stätte ist überall, in der Vorwegnahme. "
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