Dienstag, 29. März 2011
Zur heutzutage vielbelachten Keuschheit



»MEISTER DER BALTIMORER PARIS-GESCHICHTE«
Lombardischer Maler, Mitte des 15. Jh.
Jungfrau mit dem Einhorn
Holz, Tempera; 100x90 cm
Ipolyi-Sammlung
Das Gemälde ist das Schönste an höfisch-ritterlicher Kunst des 15. Jahrhunderts, was die
Esztergomer Sammlung besitzt. Vor einem stilisierten Waldhintergrund mit bizarren
Stämmen sitzt, die Arme um den Hals eines Einhorns gelegt, eine junge Schönheit in modi-
schem, rotem Kleid. Der Maler hat dem Tier ein elegantes Bärtchen und jenen Märchen-
blick verliehen, dem das Hörn überzeugend zu Gesicht steht. Das enge Miteinander von
Jungfrau und Fabeltier hat wiederum symbolische Bedeutung. Der Legende nach läßt sich
das Einhorn nur von einer reinen Jungfrau berühren. So ist das Bild eine Allegorie der
Keuschheit und erinnert an französische Wandteppiche, die häufig solche Allegorien zei-
gen. Vermutlich war es kein Einzelstück und hat mit weiteren Tafeln dieser Reihe als
Wanddekoration den Saal eines lombardischen Schlosses geziert. Der unbekannte Meister
zeigt den Einfluß Antonio Vivarinis. Drei große Gemälde von ihm, welche Szenen aus der
Geschichte von Paris und Helena darstellen, befinden sich in Baltimore. Ein Gemälde »Der
Garten der Liebe« ist in Melbourne, und zwei seiner Bilder sind in Londoner Privatbesitz.

(Quelle: Boskovits, M. u. a.: Das christliche Museum von Esztergom (Gran), 2. verb. Aufl. Budapest 1967)
Zur heutzutage vielbelachten Keuschheit

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