Samstag, 7. Februar 2009
Priapos
der Gartengott, Sohn des Dionysos und der Aphrodite war in der griechischen Mythologie auch ein Gott der Fruchtbarkeit, und erschien als Beschützer von Vieh (Schafen und Ziegen), Bienen, Fischen und Früchten.
Jeder kennt sein Bildnis: Eine Kleinplastik zeigt den Gott mit einem riesigen Phallus, oder hier seine Darstellung auf einem Wandgemälde in Pompeji:


Oder Derselbe im Fragment einer antiken Plastik:


Natürlich war sein Idol Bestandteil griechischen Fruchtbarkeitskultes.
Es gibt eine ganze Sammlung antiker Texte und Dichtungen, die sich mit Priapos beschäftigen. Zuweilen sind die Dichtungen sehr derb erotisch und humoresk. Ich zitiere mal einen harmloseren Text des Dichters Martial:

Verse schreib ich, die wenig ernsthaft seien,
die kein Lehrer in seiner Schule lese,
also klagst du, Cornelius. Doch können, wie die Männer den Frauen, so die Bücher
nicht gefallen, wenn kein Schwanz darin steht.
Meinst du wirklich, ich könne Hochzeitslieder
dichten ohne galante Hochzeitsspäße?
Wer trägt Hüllen am Florafest, gestattet,
daß die Dirnen in Damenkleidern wandeln?
Auch die heitere Muse folgt Gesetzen:
es gefällt nur, was auch die Sinne anspricht.
Darum ändere deine strenge Fordrung,
habe Nachsicht mit Scherz und Leichtsinn, bitte,
meine Bücher - nicht wolle sie kastrieren!
Schändlich wär ein verschnittener Priapus.

Aus dem Lat,

Während die griechische Dichtung oft das Los der Fischer Priapos klagte, ist die lateinische Dichter in zunehmenden Masse deutlicher, auch zweideutiger und derber hinsichtlich der erotischen Bedeutung des Gottes:

Selbst der Garten der Hesperiden, Freund, ist
nicht gepflegter als meines Mädchens Garten.
Das, Sabellus, wird sicher dich nicht wundern,
denn Priapus höchstselbst, der Gott der Gärten,
Tag füt Tag ihn beackert und befeuchtet.

anonym

Und im Corpus priaperorum kann man Zahllose Sentenzen finden, wie diese hier:
73
Was versucht ihr, geile Weiber, eure Augen zu verdrehen?
Ja, ihr seht da unter meinem Bauche meinen Schwanz nicht stehen:
aber ist er auch aus Holz nur, unnütz scheinbar, ohne Leben,
bringt ihr euren Schoß ihm dar als Opfer, ja, dann nützt er eben!


Goethe schreibt dazu: Das Gedicht " führt Priap ein, den es schmerzt, dass seine Waffe - vielleicht infolge der Ungunst der Zeit - von den Lenden abgefallen ist. Die Mädchen schauen den Verstümmelten mit schrägen Blicken an, sie halten ihn für wehrlos und verächtlich. Um sich also ihnen irgendwie wieder als Gott in Erinnerung zu bringen, ermahnt er sie, sie möchten auf dem Altar, der stets neben der Statue des Priap stand, ein Opfer darbringen; dann werde, verspricht er, das jetzt leblose Glied als Brennholz ihnen nützen."
Ob Goethe da richtig interpretiert (und phantasiert)?

79
Daß, Priapus, dieser steife Phallus dich verschönt,
daß dich unser Dichter deshalb so frivol verhöhnt,
ist kein Grund, der ins Gesicht die rote Scham dir treibt:
phallischer ist keiner als der Dichter, der dies schreibt!


Usw.

Lit.: Carmina Priapea, Dichtungen und Nachdichtungen an der Gartengott, Die Bibliothek der Alten Welt, Zürich 1978
Priapos

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