Donnerstag, 26. März 2009
Anton Wildgans
rabe500, 23:13h
Stimme im Traume des Künstlers
Und wieder war es, daß die Stimme sprach:
„Du bist nicht hart genug“ – und eine Strenge,
Die so wie Glanz aus kaltem Eisen brach,
Ward plötzlich auf der Göttin Lippen wach
Und stürzte ihn in zitterndes Gedränge.
„Du bist nicht hart genug, denn dies mein Joch
Ist keine Blütenfessel, zart geschmiedet –
Auf deinem Nacken soll es schwer und hoch
Lasten und schwanken, aber doch
Die Zier sein, die dich königlich umfriedet!
Du bist nicht hart genug, noch immer lockt
Und lüstet dich das feile Glück der Menge.
Dein Blut, in dem der alte Adam hockt,
Lullt dein Gehirn ein, daß es zagt und stockt,
Statt aufzubäumen über alle Zwänge.
Drum gib das Weib von dir: Dirne und Braut –
Gleichviel! Es gilt ihr girrendes Gebärden
Dem Geiste nicht, der in die Tiefen schaut,
Nein, nur dem Kitzel einer geilen Haut –
Ihr kann auch ohne dich geholfen werden.
Lieb’ ich dich nicht? Kann ich nicht Weib und Kind
Und alles sein, dich mächtig zu bewegen?
Erkennst du mich denn nicht im Frühlingswind
Und in den Nächten, die voll Klingen sind,
Und in der Tränen liebem, leisem Segen?
Die anderen, die dich so sehr beglückt,
In deren Armen deine Lust gestammelt,
Sie haben deine Seele dir zerstückt,
Und ich hab’ mich nach jedem Stück gebückt
Und deiner Seele Krumen eingesammelt.
Und hab’, so oft du noch aus Rausch und Schein
Zurückerwacht zu Wirklichkeit und Leben,
Zu dir gesprochen: Siehe, dies ist dein –
Und habe aus den heiligen Händen mein
Dir deine Seele heil zurückgegeben.
Darum gebiete endlich deiner Gier,
Die unersättlich ist nach Lust, wie Raben
Nach Aas es sind! – Du bist zu dir
Nicht hart genug und sollst nicht neben mir
Andere Götter oder Götzen haben - !
Da schrak er auf – und hörte seine Zeit.
Die schrie nach ihm, wie brünstig im Gefilde
Ein starkes Wild nach seinem Meister schreit.
Da griff er rauh in seine Einsamkeit
Und schuf aus ihr nach seinem Ebenbilde.
Anton Wildgans
Und wieder war es, daß die Stimme sprach:
„Du bist nicht hart genug“ – und eine Strenge,
Die so wie Glanz aus kaltem Eisen brach,
Ward plötzlich auf der Göttin Lippen wach
Und stürzte ihn in zitterndes Gedränge.
„Du bist nicht hart genug, denn dies mein Joch
Ist keine Blütenfessel, zart geschmiedet –
Auf deinem Nacken soll es schwer und hoch
Lasten und schwanken, aber doch
Die Zier sein, die dich königlich umfriedet!
Du bist nicht hart genug, noch immer lockt
Und lüstet dich das feile Glück der Menge.
Dein Blut, in dem der alte Adam hockt,
Lullt dein Gehirn ein, daß es zagt und stockt,
Statt aufzubäumen über alle Zwänge.
Drum gib das Weib von dir: Dirne und Braut –
Gleichviel! Es gilt ihr girrendes Gebärden
Dem Geiste nicht, der in die Tiefen schaut,
Nein, nur dem Kitzel einer geilen Haut –
Ihr kann auch ohne dich geholfen werden.
Lieb’ ich dich nicht? Kann ich nicht Weib und Kind
Und alles sein, dich mächtig zu bewegen?
Erkennst du mich denn nicht im Frühlingswind
Und in den Nächten, die voll Klingen sind,
Und in der Tränen liebem, leisem Segen?
Die anderen, die dich so sehr beglückt,
In deren Armen deine Lust gestammelt,
Sie haben deine Seele dir zerstückt,
Und ich hab’ mich nach jedem Stück gebückt
Und deiner Seele Krumen eingesammelt.
Und hab’, so oft du noch aus Rausch und Schein
Zurückerwacht zu Wirklichkeit und Leben,
Zu dir gesprochen: Siehe, dies ist dein –
Und habe aus den heiligen Händen mein
Dir deine Seele heil zurückgegeben.
Darum gebiete endlich deiner Gier,
Die unersättlich ist nach Lust, wie Raben
Nach Aas es sind! – Du bist zu dir
Nicht hart genug und sollst nicht neben mir
Andere Götter oder Götzen haben - !
Da schrak er auf – und hörte seine Zeit.
Die schrie nach ihm, wie brünstig im Gefilde
Ein starkes Wild nach seinem Meister schreit.
Da griff er rauh in seine Einsamkeit
Und schuf aus ihr nach seinem Ebenbilde.
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Samstag, 1. November 2008
Eins
rabe500, 16:08h
Still all die Möbel
getaucht in graues Licht
aber einige reden noch
von einst
von leuchtenden Tagen
von Beieinandermenschen
wie in Dunkelheiten
da eine Kerze
das Licht spendete und
die Schatten verschmolzen
alle Dinge
rückten zueinander
Nähe überall
einstens
Eins
getaucht in graues Licht
aber einige reden noch
von einst
von leuchtenden Tagen
von Beieinandermenschen
wie in Dunkelheiten
da eine Kerze
das Licht spendete und
die Schatten verschmolzen
alle Dinge
rückten zueinander
Nähe überall
einstens
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